
Magersucht (Anorexia nervosa)
Lebensgefährliches Hungern
Anorexie bedeutet wörtlich übersetzt "Appetitlosigkeit", was man im übertragenen Sinne nicht so sehen darf. Magersüchtige Patienten haben großen Hunger, lernen nur, diesen zu unterdrücken bis sie irgendwann kein Hungergefühl mehr haben.
Erschreckend ist die hohe Letalität von 4-18% der erkrankten. 40-50% zeigen einen chronischen Verlauf und bei 20-30% kommt es zu einer „Spontanheilung“.
Man unterscheidet zwei Formen der Anorexie:
restriktiver Typ
bulimischer Typ
Bei der restriktiven Form erzielen die Patienten den Gewichtsverlust durch Nahrungsverweigerung und oft durch ein exzessives Sportprogramm. Es kommt weder zu Heißhungerattacken noch zum (selbstherbeigeführten) Erbrechen.
Der bulimische Typ hat Zeiten der strikten Nahrungseinschränkung, gefolgt von Ess-Brech-Anfällen, wobei bis zu zehntausend Kilokalorien innerhalb kürzerster Zeit aufgenommen werden. Belastet von Schuldgefühlen, Ekel vor sich selbst und dem Gefühl, die Kontrolle über sich selbst verloren zu haben, Erbrechen sich die Betroffenen.
Laut Definition gilt eine Person als anorektisch, wenn das Gewicht 15% unterhalb der Altersgrenze liegt, was einem BMI (Body- Mass- Index) unter 17,5 entspricht.
Weitere Diagnosekriterien sind:
Amenorrhoe (ausbleibende Regelblutung)
panische Angst vor Gewichtszunahme
verzerrtes Körperbild (Betroffene sehen sich immer viel zu dick, obwohl sie bereits bis auf die Knochen abgemagert sind)
Das Essen gestaltet sich in der Regel als schwierig, da die Nahrungsmittelauswahl auf ein Minimum eingeschränkt wird und die „Mahlzeiten“ ritualartig zelebriert werden. Die Patienten verbringen teilweise mehrere Stunden damit, einen Apfel zu essen, welcher in mikroskopisch kleine Stücke zerschnitten und sehr langsam gekaut wird.
Mögliche Auslöser für Magersucht:
Beginn der Pubertät (daraus folgende Selbstzweifel, Gewichtszunahme durch Hormoneinfluss)
geringes Selbstwertgefühl
Schlankheitsideale (Medien, Peer-Groups)
Sport (Baletttänzerinnen, Turnerinnen)
gestörte Mutter- / Vaterbeziehung, Trennungen
Probleme mit der sexuellen Entwicklung
So die Definition. Darüber hinaus gibt es sehr viele verschiedene Auslöser und Faktoren, die zu einer Essstörung führen können. Oft wissen die Patienten selber nicht, warum sie auf einmal in die Essstörung gerutscht sind. Was glaubwürdig ist, denn nicht selten beginnt eine lebensgefährliche Magersucht mit einer harmlosen Diät.
Die Folgen von Magersucht sind erschreckend, um einige zu nennen:
Amenorrhoe
Unfruchtbarkeit
Immunschwäche
Depression
schuppige, trockene Haut
Durchblutungsstörungen
Osteoporose (Knochenschwund)
Zahnausfall (meistens bei bulimischer Form, infolge der Magensäure, die beim Erbrechen in den Mundraum gelangt)
Haarausfall
Herz-Kreislauf-Schwäche bis hin zum Herzstillstand
multiples Organversagen (was unweigerlich zum Tod führt)
Jede Mahlzeit stellt für eine essgestörte Person einen großen Kampf dar.
Zudem findet man bei beiden Formen der Anorexie Begleiterkrankungen (Komorbidität).
Während bei der restriktiven Form der Anorexie meistens (soziale) Phobien/ Angststörungen (30 %) und Zwangserkrankungen (bis zu 25 %) sowie Depressionen (ca.55%) zu beobachten sind, leiden Patienten mit bulimischer Anorexie neben sozialer Phobie und Zwangsstörungen häufiger an Suchterkrankungen wie Alkohol- und/oder Drogenmissbrauch (etwa 35%).
Falls Sie Betroffene sind, beachten Sie bitte, dass die Behandlung bei mir nicht die ärztliche Behandlung ersetzt. Unter einem BMI von 16 bitte ich Sie, eine Spezialklinik für Essgestörte aufzusuchen.